Die Freie Evangelische Gemeinde (FEG) Aurich feierte den 4. Advents-Gottesdienst – natürlich unter den gültigen Coronaregeln – auf ungewöhnliche Weise: als Geburtstagsparty für Jesus und erinnerte damit an den Ursprung von Weihnachten.
Der Gottesdienstraum bot ein ungewohntes Bild: Die Stühle waren um kleine Tische gruppiert. Auf und an dem Altartisch luden Blumen, eine Geburtstagstorte und eine bunte Schriftgirlande zum Feiern ein. Zwei Jugendliche begrüßten uns im Dialog („Bin ich hier auf einer Party oder im Gottesdienst?“ „Beides! Wir feiern im Gottesdienst die Geburt von Jesus”) und moderierten gekonnt die Veranstaltung.
Zielgruppe waren besonders junge Leute, aber auch uns Älteren gefiel es sehr gut. Gesungen wurden traditionelle und moderne Weihnachtslieder mit vielfältiger Instrumentalbegleitung, teilweise sogar mit rhythmischen Bewegungseinlagen, bei der auch wir Älteren mitmachten.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand ein Video, das Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam gedreht hatten. Dazu wurde eine Vorlageauf die Gegenwart umgeschrieben und die Szenen an bekannte Orte des Auricher Stadtgebietes verlegt:
Dienstbesprechung im Himmel: Gott will seinen Sohn auf die Erde schicken. Die Engel erhalten dazu verschiedene Aufträge. Sie machen sich bereit und ziehen los. Doch einer trödelt und verpasst den Anschluss. In der Stadt umherirrend, fragt er Menschen, denen er begegnet, ob sie wissen, wo Gottes Sohn geboren werden soll:
In der Fußgängerzone trifft der suchende Engel auf einen Mann, der für seine Frage keine Zeit hat, weil er noch Geschenke kaufen muss. Auf der Rathaustreppe setzt er sich zu einem Obdachlosen, der sich von allen Menschen und von Gott verlassen fühlt. Dann trifft er auf eine „Gotteskämpferin”, die sich ereifert, dass Gott endlich auf ihrer Seite kämpfen solle, um „die Anderen” zu besiegen. Auf den Einwand des Engels dass doch die Weihnachtsbotschaft zum Frieden einladen soll, erwidert sie, Frieden gebe es erst, wenn „die Anderen“ besiegt seien.
Der Engel zieht traurig weiter und trifft auf dem Pferdemarkt einen wortgewaltigen Verkündiger des Christentums, der sich mit kritischen Kommentaren seiner Zuhörenden auseinandersetzen muss: „Gott?? – Warum lässt der so viel Leid und Ungerechtigkeit! zu?“ Hier kommt er also auch nicht weiter.
Zwischen den Szenen liest die Erzählerin die biblische Originalgeschichte. An der bekannten Stelle „…und sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe…” Szenenwechsel zur Mutter Maria: „Windeln habe ich aber keine!“ – Die soll nämlich der vermisste Engel bringen.
Der trifft inzwischen auf einige Landstreicher (früher: die Hirten), die wissen, wo er hin muss. Endlich kommt er an der Geburtsstätte bei der „Heiligen Familie“ und seinen Kolleg*innen an. Nun sind die himmlischen Botschafter komplett, und die Windeln sind auch da. Die Geburtstagsparty kann beginnen. Eine kindgerechte kurze Ansprache im Anschluss geht nochmal auf das Thema ein (Glück oder Schutzengel gehabt?).
Am Schluss bekommen die Akteure kräftigen Applaus und werden beschenkt, ebenso alle Kinder. Die Mitarbeitenden lädt der Pastor zu einem Essen ein, das er selbst für sie kochen will. Mit Gesprächen bei Tee und Gebäck an den Gruppentischen klingt diese merk-würdige adventliche Geburtstagsparty aus.
Reinhold Mohr, 20.12.2021